Die Heilpraktiker-Ausbildung
Wie wird man Heilpraktikerin?
„Heilpraktiker“ ist eine geschützte Berufsbezeichnung für Menschen, die nach dem Deutschen Heilpraktikergesetz die staatliche Erlaubnis besitzen, Heilkunde auszuüben, ohne über eine ärztliche Approbation zu verfügen. Das Heilpraktikergesetz regelt die Berufszulassung über ein anspruchsvolles Prüfungssystem, das Patienten einen hohen Anspruch an Fachwissen garantiert. Je nach Vorbildung kann die Heilpraktiker-Ausbildung in 12 bis 24 Monaten absolviert werden. Während manche Schulen im Fernstudium nur auf die Prüfung vor dem Gesundheitsamt vorbereiten, versprechen Vollzeit-Ausbildungen mit viel Praxisunterricht und direktem Austausch mit kompetenten Dozenten den größeren Erfolg – auch nach bestandener Heilpraktikerprüfung.
Die Historie des Heilpraktiker-Berufes
Heilkunde gibt es schon seit der Steinzeit und in allen denkbaren Kulturen. Licht, Pflanzen und Farben wurden seit jeher als Heilmittel eingesetzt. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr effektive Methoden und Ansätze hinzu. Die deutsche Geburtsstunde des Heilpraktiker-Berufes war im Jahr 1928, als sich der "Großverband der Heilpraktiker Deutschlands" gründete. Einige Jahre später, 1936, wurde die Tätigkeit als freier Beruf anerkannt. In der Bundesrepublik hat sich der Heilpraktiker-Beruf seit damals bis heute mehr und mehr etabliert. Aktuell sind in Deutschland über 40.000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker mit staatlicher Erlaubnis aktiv, viele davon in Vollzeitpraxen, einige in Teilzeitpraxen.
Wie arbeitet die Heilpraktikerin?
Der wichtigste Ansatz des Heilpraktikers ist der, dass er seine Patienten ganzheitlich betrachtet und behandelt. Körper, Geist, Seele und Umwelt sind einerseits für sich stehende, wichtige Bausteine der menschlichen Gesundheit, sie bilden aber gleichzeitig eine Einheit. Dies wird vom Heilpraktiker bei Anamnese und Therapie berücksichtigt. Während der Behandlung geht er intensiv und verantwortungsvoll mit dem Patienten um und auf alle diese Bereiche ein.
Heilkunde ausüben dürfen in Deutschland nur Ärzte und Heilpraktiker. Der Heilpraktiker darf physische und psychische Leiden feststellen und entsprechende Behandlungen durchführen. Das tut er, indem er sowohl schulmedizinische wie auch naturheilkundliche Methoden nutzt. Das Gebot der Therapiefreiheit erlaubt es Heilpraktikern, alle Verfahren auszuüben, die er beherrscht. Hier eine Auswahl der beliebtesten:
- Akupunktur
- Aromatherapie
- Atemtherapie
- Autogenes Training
- Ayurveda
- Bioenergetik
- Chiropraktik
- Homöopathie
- Hypnose
- Kinesiologie
- Massagen
- Ernährungsberatung
- Osteopathie
- Phytotherapie
- TCM: Traditionelle Chinesische Medizin
Was darf eine Heilpraktikerin nicht?
Heilpraktiker sind nicht approbiert, und das unterscheidet sie von Ärzten und Psychotherapeuten. Im Gegensatz zu diesen ist es ihnen nicht gestattet, verschreibungspflichtige Medikamente oder Betäubungsmittel zu verordnen. Nicht behandeln dürfen sie meldepflichtige, zahnmedizinische sowie Geschlechtskrankheiten (mit Ausnahme Menstruationsbeschwerden, Prostatavergrößerung und andere sexuell nicht übertragbare Krankheiten der primären Geschlechtsorgane). Strahlentherapie und Geburtshilfe sind auch tabu.
Die Ausbildung zur Heilpraktikerin
Es gibt keine akademische oder gesetzliche Regelausbildung für den Heilpraktiker-Beruf. Was gleichzeitig bedeutet, dass jede Schule ihren eigenen Lehrplan erstellen kann. Spätestens bei der abschließenden Prüfung trennt sich die Spreu vom Weizen. Um Heilpraktiker zu werden und als Heilpraktiker arbeiten zu dürfen, muss man die Heilpraktiker-Erlaubnis erhalten, die nach schriftlicher und mündlicher Prüfung durch das regionale Gesundheitsamt ausgestellt wird. Um diese anspruchsvolle Prüfung zu bestehen, ist eine qualitativ hochwertige und umfängliche Ausbildung unumgänglich.
Auswahl einer guten Heilpraktiker-Schule
In Deutschland gibt es viele Heilpraktiker-Schulen, von kleinen ortsansässigen bis zu großen Fernakademien, die alles Mögliche an Ausbildungen anbieten. Bei dieser großen Auswahl ist die Entscheidung für eine Schule nicht einfach. Zu empfehlen sind große, renommierte Schulen mit Präsenzunterricht und erfahrenen Dozenten. Auch Heilpraktiker-Berufsverbände bieten Fachausbildungen, Fort- und Weiterbildungen an.
Bei der Wahl, der für Sie richtigen und qualitativ hochwertigen Ausbildungsstätte hinterfragen Sie bitte Folgendes:
- Fühlen Sie sich in der Schule wohl und von der Studienleitung gut beraten?
- Werden kostenfreie Probeunterrichte oder Probewochen angeboten?
- Ist eine faire Kündigungsfrist gegeben?
- Kommen Sie mit den Unterrichtsmethoden und den Dozenten gut klar?
- Werden genügend praxisbezogene Inhalte und naturheilkundlich-therapeutische Grundlagen vermittelt?
- Werden ausreichend Unterrichtsstunden für die prüfungsrelevanten Fachgebiete durchgeführt?
- Werden Fachausbildungen und weiterführende Spezialisierungen angeboten?
- Hilft die Schule bei Fragen, Prüfungsanmeldung und Praxisaufbau?
- Welche Erfahrungen haben andere mit der Schule gemacht?
Voraussetzungen für die Berufsausübung als Heilpraktikerin
Um sich offiziell Heilpraktiker nennen und als solcher praktizieren zu dürfen, bedarf es einer staatlichen Erlaubnis. Diese kann nur erteilt werden, wenn der Antragsteller
- die gesundheitliche und geistige Eignung für die Berufsausübung als Heilpraktiker besitzt und dies mit einem ärztlichen Attest bestätigt wird
- mindestens 25 Jahre alt ist
- mindestens einen Hauptschulabschluss nachweisen kann
- sittlich zuverlässig ist und dies durch ein polizeiliches Führungszeugnis bestätigt wird
Nach einer umfangreichen Ausbildung führen die zuständigen Gesundheitsämter schriftliche und mündliche Überprüfungen durch, in denen die Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerber genau unter die Lupe genommen werden. Erst wenn der Anwärter alle Kriterien erfüllt und die Prüfung bestanden hat, darf er den Beruf eines Heilpraktikers ausüben.
Die Prüfung beim Gesundheitsamt durch Amtsarzt und Prüfungskommission
Heilpraktiker sind nicht nur Experten auf dem Gebiet der Naturheilkunde. Sie haben bei ihrer Berufsausübung die gleiche Verantwortung wie Ärzte – schließlich wird ihnen die Gesundheit ihrer Patienten anvertraut. Somit ist ein fundiertes medizinisches Grundlagenwissen über Körper, Geist, Gesundheit und Krankheit Pflicht für jeden Therapeuten, der als Heilpraktiker Menschen helfen und behandeln möchte. Das Gesundheitsamt prüft daher die Kenntnisse in eben diesen Bereichen äußerst genau. Die Prüfung ist sehr anspruchsvoll und beinhaltet u.a. folgende Wissensgebiete:
- Allgemeine Krankheitslehre
- Analyse und Deutung von Laborwerten
- Anwendung, Wirkung, Grenzen, Gefahren von diagnostischen und therapeutischen Naturheilkunde-Maßnahmen
- Berufs- und Gesetzeskunde
- Erkennung und Erstversorgung akuter Notfälle sowie lebensbedrohlicher Zustände
- Injektion, Blutabnahme
- Klinische Befunderhebung
- Menschliche Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie
- Pathologie, Psychopathologie
- Praxishygiene, Desinfektion, Sterilisation
Von Heilpraktikerinnen wird viel erwartet
Wer Heilpraktiker werden möchte, träumt natürlich davon erfolgreich eine Heilpraktiker-Praxis zu führen und anderen Menschen mit naturheilkundlichem Wissen zu helfen. Doch der Weg dorthin ist keineswegs einfach. Wer glaubt, er könne mit einem günstigen Fernstudienangebot mal eben schnell Heilpraktiker werden, täuscht sich. Denn die Prüfung vor dem Gesundheitsamt hat es in sich und auch nach erfolgreich bestandener Überprüfung wird man wenig Erfolg haben, wenn man sein Wissen nur aus Lehrbüchern hat und keine praktische Erfahrung vorweisen kann. Wer eine Ausbildung mit viel Präsenzunterricht und Praktika absolviert hat, wird sich nicht nur bei der Abschlussprüfung leichter tun, sondern auch später im Umgang mit seinen Patienten mehr Routine und Erfahrung vorweisen können, was wiederum Vertrauen schafft und Erfolg verspricht.
Heilpraktiker-Ausbildung, Fachausbildungen und Fortbildungen: Dauer, Kosten und Optionen
Es gibt zwei Gruppen von Heilpraktiker-Anwärtern. Zum einen sind es Interessierte ohne medizinische Vorbildung, zum anderen sind es Angehörige medizinisch-therapeutischer Assistenzberufe, wie etwa Arzthelfer, Gesundheits-/Krankenpfleger, Hebammen, MTAs, PTAs, Rettungssanitäter und Masseure, die sich zum Heilpraktiker weiterqualifizieren wollen. Die Ausbildung dauert, je nach Vorbildung zwischen 1 und 3 Jahren - in der Regel 24 Monate. Sie kann im Präsenzunterricht in verschiedenen Ausbildungsvarianten oder via Fernstudium absolviert werden. Die beliebtesten Ausbildungsformen sind:
- Vollzeit-Ausbildung für Berufsanfänger oder Themeneinsteiger
- Teilzeit-Ausbildung, berufsbegleitend, meist an Abenden und Wochenenden
- Intensivkurse für Anwärterinnen mit medizinischer Vorbildung
Die Ausbildungskosten variieren je nach Studienform. So sind Intensivkurse für Anwärter mit medizinischen Vorkenntnissen günstiger als Vollzeit-Ausbildungen für Berufsanfänger, auch Onlinevarianten mit Lehrvideos unt interaktiven Unterricht sind möglich. Zu den Kosten für die Heilpraktiker-Schule kommen noch die Prüfungsgebühren und an manchen Schulen noch zusätzliche Kosten für Lernmaterialien hinzu. Sollte die Schule vom Wohnort weiter entfern sein, könnten auch Fahrt- und Übernachtungskosten hinzukommen.
Die Kosten für die Ausbildung trägt jeder Heilpraktiker-Anwärter in der Regel selbst. Es gibt jedoch Förderungen, die in Anspruch genommen werden können. Diese sind von Arbeitsagenturen und Jobcentern ebenso möglich wie durch die Deutsche Rentenversicherung, die Berufsgenossenschaft und die Bundeswehr. Um diese Förderungen zu erhalten, müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden und die Schule muss zugelassen sein.
Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten
Die Berufsaussichten sind für Heilpraktiker ziemlich gut, da der Berufszweig in den vergangenen Jahren immer mehr an Akzeptanz gewonnen hat und immer mehr Menschen Alternativen zur Schulmedizin suchen. Für den Besuch bei einem Heilpraktiker spricht außerdem die intensive Betreuung ohne Zeitdruck, die die Patienten brauchen und sehr schätzen. Auch die Schulmedizin selbst öffnet sich immer mehr der Naturheilkunde, was wiederum die beruflichen Möglichkeiten z.B. durch enge Zusammenarbeit mit Arztpraxen und Kliniken erweitert.
Wie viel man als Heilpraktiker verdient, hängt davon ab, wie gut man ist, aber auch von den Faktoren Abrechnung, Gebiet und Spezialisierung. Je besser man spezialisiert ist und je fundierter das Wissen und die Erfahrung in dem Bereich ist, desto eher verbucht man Anerkennung und Erfolg bei den Klienten. Was die laufenden Kosten angeht, lässt sich leicht feststellen, dass eine Heilpraktiker-Praxis weitaus weniger kostet als beispielsweise eine Zahnarztpraxis und diese sich mit geringem finanziellen Risiko gut erhalten lässt. Neben der Selbstständigkeit in eigener Praxis arbeiten aber auch viele Heilpraktiker im Angestelltenverhältnis in Massage- und Physiotherapiepraxen, in Gesundheitszentren und Rehabilitationskliniken.